[cg_add-class=heading-style-h4]In aller Kürze
- Unternehmen sollten ihre Klimaziele angesichts realistischer Rahmenbedingungen neu bewerten und transparent anpassen
- ESG-Datenmanagement wird zur Schlüsselkompetenz um regulatorische Komplexität zu beherrschen
- Scope 3 Emissionen und Lieferkettenstrategien entwickeln sich zum Wettbewerbsfaktor
- Nachhaltigkeitsinitiativen müssen sich stärker am Geschäftserfolg orientieren und konkrete Effekte wie Kosten- oder Risikoreduktion nachweisen
- KI kann Nachhaltigkeitsziele beschleunigen – unter der Bedingung, dass ihr Energieverbrauch mitgedacht wird
Die Nachhaltigkeitslandschaft verändert sich rasant. 2025 markiert eine Wende von wertebasierten hin zu geschäftswertorientierten Nachhaltigkeitsargumenten. Statt moralischer Imperative stehen vorwiegend Kostenoptimierung, Risikominimierung und Umsatzgenerierung im Fokus.
Die Realität trifft viele Nachhaltigkeitsteams härter als erwartet: 2030 ist nur noch fünf Jahre entfernt und längst nicht alle Unternehmen werden ihre ursprünglichen Klimaziele erreichen. Gleichzeitig jonglieren Sie mit fragmentierten Regulierungen, steigenden Scope-3-Anforderungen und der Frage, ob KI Fluch oder Segen für die Nachhaltigkeitsstrategie ist.
Gartners aktuelle Analyse zeigt fünf entscheidende Trends, die Ihre Nachhaltigkeitsarbeit in diesem Jahr bestimmen werden. Spoiler: Es geht nicht darum, weniger ambitioniert zu werden, sondern smarter zu agieren.

Trend 1: Realitätscheck für Klimaziele – Zeit für ehrliche Neubewertung
Viele Unternehmen erleben 2025 einen Realitätscheck: 2024 wurden 239 große Unternehmen aus der Science Based Targets Initiative entfernt, weil sie ihre Ziele nicht final gesetzt haben. Microsoft meldete einen Anstieg der Scope-3-Emissionen um 31 % trotz starker Bemühungen, diese zu reduzieren.
Unter dem Druck von Investoren, Kunden und Regulierungsbehörden haben Führungskräfte in den letzten Jahren ambitionierte Nachhaltigkeitsziele formuliert – Net-Zero-Versprechen, transparente Lieferketten, nachhaltige Produkte. Ein großer Teil dieser Zusagen war zu optimistisch.
Was Sie jetzt tun können:
- Ehrlich Bilanz ziehen: Wo stehen Sie wirklich bei Ihren Nachhaltigkeitszielen? Was ist erreichbar – was nicht mehr?
- Transparenz statt Rückzug: Kommunizieren Sie proaktiv, warum Sie nachjustieren und welche Konsequenzen das hat.
- Geschäftsnutzen sichtbar machen: Verknüpfen Sie Ihre ESG-Ziele mit klaren Business-Cases – zum Beispiel durch Energieeinsparung, Risikominimierung oder Resilienzsteigerung.
- Narrativ steuern: Warten Sie nicht, bis Markt, Medien oder Ratings Ihre Geschichte erzählen. Erzählen Sie sie selbst – faktenbasiert, ehrlich und authentisch.
- Stakeholder einbeziehen: Beziehen Sie Investoren, Mitarbeitende und Aufsichtsgremien aktiv in Ihre Neuausrichtung ein. So bauen Sie Vertrauen auf und reduzieren Widerstand.
Unternehmen, die ihre Nachhaltigkeitsziele jetzt offen, faktenbasiert und mit Blick auf den Geschäftsnutzen neu ausrichten, gewinnen an Glaubwürdigkeit – intern wie extern. Wer hingegen weiter an unrealistischen Zielen festhält oder sich klammheimlich zurückzieht, riskiert viel: vom Reputationsverlust bis zur Abwertung durch ESG-Ratingagenturen.
Trend 2: ESG-Datenmanagement wird zur Kernkompetenz
Die regulatorische Landschaft gleicht einem Flickenteppich. In den USA verlagern sich Anforderungen auf Bundesstaatenebene, während die EU mit dem Omnibus-Paket Berichtspflichten für kleinere Unternehmen verschiebt. China, Indien, Mexiko und Brasilien entwickeln eigene Standards. Inmitten dieser Unsicherheit müssen Unternehmen ihre ESG-Datenstrategien verbessern, um sowohl lokalen als auch globalen Standards gerecht zu werden.
Ihre Prioritäten:
- Investieren Sie in flexible Datensysteme, die sich an wechselnde Vorschriften anpassen können
- Schaffen Sie bereichsübergreifende ESG-Datenverantwortlichkeiten
- Setzen Sie auf Technologie: Manuelle Berichterstattung wird zum Auslaufmodell
- Bewerten Sie Ihre Software-Partner neu: Können sie mit dem Regulierungstempo mithalten?
Die Unternehmen, die jetzt in robuste Datengrundlagen investieren, werden morgen einen Wettbewerbsvorteil haben.
Trend 3: Scope 3 entwickelt sich zum Wettbewerbsfaktor
Die meisten Unternehmen kämpfen mit einem paradoxen Problem: Ihre Lieferketten sind deutlich kohlenstoffintensiver als ihre direkten Betriebe, aber nur wenige haben eine durchdachte Scope-3-Strategie. Diese Lücke wird schnell zum Geschäftsrisiko.
Geopolitische Spannungen verschärfen die Situation. Nahverlagerung (sog. Nearshoring, Auslagerung in ein Nachbarland) reduziert politische Risiken, kann aber Emissionen erhöhen. Neue CO₂-Grenzsteuern machen versteckte Emissionen plötzlich zu einem Kostenfaktor.
Ihre Scope-3-Roadmap:
- Analysieren Sie Ihre Lieferkette durch eine Nachhaltigkeitsbrille neu
- Machen Sie Emissionsdaten zur Vertragsbedingung bei wichtigen Lieferanten
- Erkunden Sie Kreislaufwirtschaftsmodelle: Weniger Rohstoffabhängigkeit bedeutet weniger Risiko
- Suchen Sie strategische Partnerschaften, auch mit Wettbewerbern, für nachhaltige Materialien
Trend 4: Nachhaltigkeit und Geschäftsergebnisse in Einklang bringen
Rein wertebasierte Nachhaltigkeitsargumente verlieren an Zugkraft. In wirtschaftlich unsicheren Zeiten brauchen Sie den direkten Business-Case. CFOs wollen sehen, wie Nachhaltigkeit die Bilanz verbessert.
Die erfolgreichsten Initiativen bieten doppelten Nutzen: Sie sparen Kosten und reduzieren gleichzeitig Umweltauswirkungen. Equipment-Refurbishing stärkt beispielsweise die Lieferkettenresilienz und unterstützt Kreislaufwirtschaftsziele.
Ihre Erfolgsformel:
- Integrieren Sie Nachhaltigkeitskriterien in strategische Geschäftsentscheidungen
- Definieren Sie klare Risikoschwellen für neue Partnerschaften: Ab welchem Klimarisiko wird ein Lieferantenvertrag zum No-Go?
- Kalkulieren Sie langfristig: Präventive Klimaanpassung kann später Millionen sparen
- Schaffen Sie „Doppelnutzen-Projekte“, die sowohl Kosten als auch Emissionen reduzieren
Trend 5: KI als “Nachhaltigkeits-Enabler” richtig einsetzen
Künstliche Intelligenz kann zur Optimierung von Nachhaltigkeitsstrategien beitragen, stellt aber auch eine Herausforderung dar. Denn während KI Prozesse effizienter gestaltet, steigt der Energieverbrauch, insbesondere bei cloudbasierten Anwendungen. Die Frage ist, wie man den Energieverbrauch von KI-Systemen in Einklang mit den Nachhaltigkeitszielen bringt:
- Entwickeln Sie eine Kosten-Kohlenstoff-Kennzahl: Wie viel CO₂ verbraucht eine KI-Lösung versus wie viel kann sie einsparen
- Führen Sie Energierisikobewertungen für Rechenzentren durch
- Prüfen Sie lokale erneuerbare Energieoptionen für Ihre IT-Infrastruktur
- Etablieren Sie eine Governance für KI-Risiken, die auch Datenschutz und Ethik umfasst
Ihr strategischer Fahrplan für 2025
Die Nachhaltigkeitslandschaft wird komplexer, nicht einfacher. Aber darin liegt auch Ihre Chance. Unternehmen, die jetzt strategisch handeln, werden sich von der Konkurrenz absetzen.
Drei konkrete Schritte für die nächsten Monate:
- Datenexzellenz schaffen: Ohne robuste ESG-Datengrundlage werden Sie in der fragmentierten Regulierungslandschaft scheitern. Investieren Sie jetzt in technologiegetriebene Software-Lösungen.
- Scope 3 strategisch angehen: In vielen Branchen entstehen erhebliche Emissionen entlang der Lieferkette – wer hier gezielt handelt, kann großen Einfluss nehmen und gleichzeitig Risiken minimieren.
- KI-Pilotprojekt definieren: Starten Sie klein – automatisieren Sie einen wiederkehrenden Berichtsprozess und messen Sie dabei den Energieaufwand.
Die Unternehmen, die Nachhaltigkeit als strategischen Hebel verstehen und nicht als Pflichtübung, werden in Zukunft die Nase vorn haben. KI wird dabei ein entscheidender Enabler sein – wenn Sie sie bewusst und messbar einsetzen.
Datenprozesse optimieren und Zeit sparen
2025 gilt als Wendepunkt für Unternehmensnachhaltigkeit, weil regulatorischer Druck, wirtschaftliche Unsicherheit und das Auslaufen unrealistischer Klimaziele gleichzeitig wirken. Nachhaltigkeitsstrategien müssen nun echten Geschäftsnutzen liefern, um Bestand zu haben.
KI kann ESG-Prozesse automatisieren, Datenqualität verbessern und Effizienzpotenziale heben. Aber ihr hoher Energieverbrauch erfordert eine sorgfältige Bewertung im Sinne der Nachhaltigkeit.
Scope 3 umfasst alle indirekten Emissionen entlang der Lieferkette – oft über 70 % der Gesamtemissionen eines Unternehmens. Ohne fundierte Scope-3-Strategie drohen Wettbewerbsnachteile und regulatorische Risiken.
Mit Transparenz und faktenbasierter Kommunikation. Wer ESG-Ziele mit konkretem Geschäftswert verknüpft und offen über Zielanpassungen spricht, schafft Vertrauen bei Investor:innen und Analyst:innen.
Beginne mit einem ESG-Daten-Audit, investiere in skalierbare Technologie und definiere klare Verantwortlichkeiten über Fachbereiche hinweg. Die Zukunft der Berichterstattung ist automatisiert und standardisiert.